Einführung

Die Frauen von Ravensbrück - Inhalte, Historie, Lebensgeschichten und mehr

1. Die Inhalte des Videoarchivs „Die Frauen von Ravensbrück“

Die Protagonist/innen werden auf der Startseite jeweils mit einem Zitat und kurzen biografischen Angaben vorgestellt. Nach Auswahl einer Protagonistin können weitere biografische Angaben, Interviewsequenzen und Fotos eingesehen werden.

Die Abschriften bzw. Übersetzungen sind neben jedem Filmausschnitt eingefügt.

Die Filmsequenzen können nach Vorgeschichte, Haft- oder Nachgeschichte sortiert werden.

Hanka Housková im Interview 1994
Hanka Housková im Interview 1994

In wenigen Stichworten wird der Inhalt der ausgewählten Filmsequenz zusammengefasst und ein zeitlicher bzw. örtlicher Überblick gegeben.

Die Suche nach vorgegebenen oder freien Stichworten ermöglicht die Einsicht in die jeweils ausgewählten, bzw. gefundenen Interviewsequenzen.

Aat Breur 1946 und beim Interview 1998
Aat Breur 1946 und beim Interview 1998

Ein Projektglossar gibt Informationen zu Namen, Orten, Ereignissen und speziellen Begriffen aus den individuellen Interviews.

Interviews auf dem Gelände der früheren Lager Ravensbrück und Moringen vermitteln auch die Entwicklung der jeweiligen Orte im Laufe der Interview-Sammlung.

Shooting with Esther Bejarano and Charlotte Kroll on the former camp site of Ravensbrueck
Shooting with Esther Bejarano and Charlotte Kroll on the former camp site of Ravensbrueck

Schnittbilder in Wohnungen oder an den Wohnorten der Interviewpartner/innen in der Fotostrecke geben Einblick in das Umfeld.

Von den Interviewpartner/innen überlassene Fotos zeigen sie in verschiedenen Lebensphasen oder auch ihr familiäres Umfeld.

Persönliche Dokumente und historische Fotos ermöglichen einen visuellen Einblick in das Zeitgeschehen.

Sofern uns Bilder von in den Interviews erwähnten Personen zur Verfügung stehen wurden diese den Fotos hinzugefügt.

Jugendfoto von Erna de Vries
Jugendfoto von Erna de Vries

Historische oder aktuelle Bilder der Lagerorte Moringen, Lichtenburg und Ravensbrück sind einzelnen Protagonist/innen in den individuellen Fotosammlungen zugeordnet.

Aufnahmen von Zusammenkünften der früheren Häftlinge (z.b. bei Treffen der Lagergemeinschaft Ravensbrück) sind entweder bei Fotos oder als Filmsequenz innerhalb der Nachgeschichte einzelner Protagonist/innen einsehbar.

Ehemaliges KZ Moringen
Ehemaliges KZ Moringen

Zentrale Orte des Lagers, wie z.B. das Krankenrevier, erschließen sich in ihrer Vielfalt und auch im Wandel der Lagerzeit durch die unterschiedlichen Erinnerungen der Protagonistinnen.
Sie beschreiben denselben Ort als Schauplatz unsäglicher Leiden, wenn z.B. über medizinische Experimente oder Geburten berichtet wird, oder als Ort der Hilfe, die z.B. von Häftlings-Ärztinnen und Häftlings-Schwestern geleistet werden konnte.

Wer im Videoarchiv bestimmte Themen oder Ereignisse recherchiert, wird auf unterschiedlichste Erinnerungen stoßen.
Durch die Fülle individueller Erzähl- und Erinnerungsweisen, durch die Vielschichtigkeit, mitunter auch Widersprüchlichkeit des Erlebens entsteht ein lebendiges Bild des Ortes und der Zeit..

Das Krankenrevier, kurz nach der Befreiung
Das Krankenrevier, kurz nach der Befreiung

2. Die Interviewsammlung

Seit 1980 hat die Filmemacherin und Autorin Loretta Walz mit dem Projekt „Widerstand leben - Frauenbiografien“ eine der größten deutschen Sammlungen von Videointerviews mit überlebenden Frauen (sowie Kindern und einigen Männern) der KZ Moringen, Lichtenburg und Ravensbrück geschaffen.

In Zusammenarbeit mit der Lagergemeinschaft Ravensbrück, in Kooperation mit der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück und dem Institut für Geschichte und Biographie der Fernuniversität Hagen entstanden mehr als 200 lebensgeschichtliche Videointerviews in 23 Ländern West- und Ost-Europas, insgesamt mehr als tausend Stunden gedrehtes Material auf über zweitausend Videokassetten.

Das analoge Videoarchiv
Das analoge Videoarchiv

Die meisten Interviews sind lebensgeschichtliche Interviews, in denen nicht nur über die Zeit der Haft, sondern auch die Vor- und Nachgeschichte erzählt wird.
In den Erinnerungen spiegelt sich damit auch ein bedeutender Teil der Frauen- und Gesellschaftsgeschichte des 20. Jahrhunderts wieder.

Um dem ausdrücklichen Wunsch der Interview-partner/innen, ihre Erinnerungen an nachfolgende Generationen weiterzugeben, zu entsprechen, werden die analogen Videoaufzeichnungen nach und nach digitalisiert und für die Nutzung im Videoarchiv bearbeitet.

Ceija Stojka beim Interview 2001 und ein Jugendfoto
Ceija Stojka beim Interview 2001 und ein Jugendfoto

Loretta Walz:
„Mein Interesse galt vom ersten Interview an dem ganzen Leben. Ich wollte wissen, wie der familiäre Hintergrund meiner Interviewpartnerinnen war, wie sie aufgewachsen sind, wie sie die Verfolgung erlebt hatten oder zum Widerstand gekommen waren, wie dieser Widerstand aussah, wie sie die Haftzeit überleben konnten und wie sehr ihr Leben danach von diesen Erfahrungen geprägt wurde.“

Loretta Walz beim Interviewdreh mit Inger Gulbrandsen, Oslo 1988
Loretta Walz beim Interviewdreh mit Inger Gulbrandsen, Oslo 1988

Aus dem Fundus der Sammlung sind eine Reihe von Filmen und Veröffentlichungen entstanden: z.B. 2005 der 90minütige Dokumentarfilm „Die Frauen von Ravensbrück“ (Grimme-Preis 2006) und das Buch
„Und dann kommst du dahin an einem schönen Sommertag“ (Kunstmann Verlag, München, 2005).

Für ihre Arbeiten wurde Loretta Walz 2006 mit dem Bundesverdienstkreuz ausgezeichnet.

Buch- und Film-Cover
Buch- und Film-Cover

Dank gilt allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die sowohl an der Entstehung der Sammlung und auch am Aufbau des Videoarchivs mitgewirkt haben.

Wir danken auch dem Ministerium für Jugend, Bildung und Sport des Landes Brandenburg, der Kulturstiftung des Bundes und der Stiftung „Großes Waisenhaus zu Potsdam“ für die Förderungen, die dieses Projekt ermöglicht haben.

Dreharbeiten auf dem Lagergelände 2004
Dreharbeiten auf dem Lagergelände 2004

3. Das Videoarchiv in der Bildungsarbeit

In der bisherigen Jugendbildungs- und Gedenkstättenarbeit standen Zeitzeug/innen zur Verfügung, die auf eindringliche Weise von ihren Erfahrungen und Erlebnissen berichten konnten. Durch sie wurde ein direkter Bezug zur damaligen Zeit hergestellt. Die Jugendlichen konnten Fragen stellen, Vergleiche ziehen und damit eine persönliche Auseinandersetzung führen.
Inzwischen gibt es nur noch sehr wenige ehemalige Häftlinge, die aus ihrer Erinnerung sprechen können.
Es bleiben ihre festgehaltenen Erinnerungsberichte.

Schülerinnen interviewen die Zeitzeugin Charlotte Kroll für ein Filmprojekt des Waidak media e.V. 2008
Schülerinnen interviewen die Zeitzeugin Charlotte Kroll für ein Filmprojekt des Waidak media e.V. 2008

Das Videoarchiv steht nach Anmeldung Schulen, Bildungseinrichtungen sowie Forschungs- und Gedenkstätten für Recherchen in den aufgezeichneten Interviews zur Verfügung.
Der Waidak media e.V. begleitet auf Wunsch auch Projekte, die mit dem Archiv arbeiten und eigene mediale Projekte verwirklichen wollen.
Bei Interesse nehmen Sie bitte Kontakt mit uns auf.

Schüler/innen bei einem Filmprojekt des Waidak media e.V. in der Jugendbegegnungsstätte Ravensbrück 2006
Schüler/innen bei einem Filmprojekt des Waidak media e.V. in der Jugendbegegnungsstätte Ravensbrück 2006

Annette Pauporté-Eekman (Belgien):
„Die Erfahrung die wir gemacht haben, hat uns vieles gelehrt. Und das was wir gelernt haben, müssen wir weitergeben. ... Das Ziel ist also, niemals zu vergessen. Und weiter zu gehen und weiter zu kämpfen, dass so etwas nie mehr geschieht.“

Students resarching in the archive of the Ravensbrueck memorial for the film project \"Das KZ von nebenan\" (\"The camp from next door\") by Wadak media e.V.
Schüler bei der Recherche im Archiv der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück zum Filmprojekt "Das KZ von nebenan" des Waidak media e.V.

4. Die Kooperationspartner

Waidak media e.V.
Der Waidak media e.V. ist Träger des Projekts. Karin Redlich, Knut Gerwers, Loretta Walz und andere gründeten 1990 den Waidak media e.V. in Berlin. Der Verein leistet seitdem mediale Arbeit im Jugend- und Bildungsbereich. In zahlreichen Film- und Medienprojekten mit Schülern und Jugendlichen bildeten die Interviews des Videoarchivs die inhaltliche Grundlage. Die Erfahrungen aus mehr als zwanzigjähriger Projektarbeit fließen auch in den weiteren Ausbau des Videoarchivs ein. Ergebnisse der Projektarbeit des Waidak media e.V. sind auf der Website des Vereins und in der Mediathek des Videoarchivs einsehbar.

Loretta Walz Videoproduktion / Biografische Dokumentationen
Loretta Walz stellt den Bestand der Interviews und leitet und koordiniert das Projekt. Sie ist Ansprechpartnerin für Zugänge zum Videoarchiv und für alle inhaltlichen Fragen.

Hektor + Rydzewski Bild + Ton Produktion GmbH Die Mitarbeiter/innen der Hektor + Rydzewski GmbH erstellen das Datenbank-Konzept und sind zuständig für die Programmierung und Gestaltung des Videoarchivs. Sie leisten die Medienaufbereitung und -Integration sowie die Systemadministration.

Quellen

  • Die Zitate von Loretta Walz sowie der Hintergrundtext zu den Lagern Moringen, Lichtenburg und Ravensbrück wurden ihrem Buch „Und dann kommst du dahin an einem schönen Sommertag - Die Frauen von Ravensbrück“ entnommen, erschienen 2005 im Antje Kunstmann Verlag, München.
  • Fotos vom Gelände der Mahn- und Gedenkstätte und den Waidak media e.V. Projekten: Knut Gerwers / Waidak media e.V.
  • Standbilder aus den Interviews sowie Jugendfotos der Interviewpartnerinnen: Archiv Loretta Walz.

Infos zu den Lagern Ravensbrück, Moringen und Lichtenburg

Ab Juni 1933 wurden in „Schutzhaft“ genommene Frauen aus dem deutschen Reichsgebiet im früheren 'Werkhaus’ der Kleinstadt Moringen bei Göttingen inhaftiert.
In diesem ersten reinen Frauen-Konzentrationslager waren meist politische Frauen und Zeuginnen Jehovas eingesperrt. Die Haftbedingungen waren nicht zu vergleichen mit denen der späteren Konzentrationslager.

Ehemaliges KZ Moringen
Ehemaliges KZ Moringen
Ehemaliges KZ Lichtenburg
Ehemaliges KZ Lichtenburg

Als das Frauen-KZ Moringen zu klein geworden war, wurden die Häftlinge im März 1938 in das KZ-Lichtenburg an der Elbe gebracht. Die Haftbedingungen in der alten Festung verschärften sich immens, es gab stundenlanges Appellstehen, Arrestzellen und vielfältige Schikanen durch die Wachmannschaften der SS. Mindestens 1.400 Frauen durchliefen das KZ Lichtenburg bis zum Mai 1939.

Als auch die Lichtenburg für die zahllosen verhafteten Frauen nicht mehr ausreichte, erfolgte ab Mai 1939 ihre Verlegung in das neuerrichtete Frauen-KZ Ravensbrück, achtzig Kilometer nördlich von Berlin.
Ravensbrück war ursprünglich als so genanntes „Schutzhaftlager“ für zehntausend weibliche Häftlinge errichtet worden.

Ehemaliges Kommandanturgebäude des Frauen-KZ Ravensbrück
Ehemaliges Kommandanturgebäude des Frauen-KZ Ravensbrück
Blick von der Kommandantur über das KZ Ravensbrück (Aufnahme aus dem Propaganda-Album der SS)
Blick von der Kommandantur über das KZ Ravensbrück
(Aufnahme aus dem Propaganda-Album der SS)

Nach Ravensbrück wurden Frauen aus Deutschland und aus den von der Wehrmacht besetzten Ländern gebracht, die sich - tatsächlich oder vermeintlich - dem NS-Regime bzw. der Besatzung widersetzt hatten oder aufgrund ihres Glaubens, ihrer Herkunft oder ihrer politischen Überzeugung nicht in das nationalsozialistische Bild der „Volksgemeinschaft“ passten.

Wie in allen Konzentrationslagern wurden die Häftlingsgruppen mit Winkeln gekennzeichnet.
Politische Häftlinge bekamen einen roten, „Asoziale“ einen schwarzen, „Kriminelle“ einen grünen und Bibelforscherinnen (Zeuginnen Jehovas) einen lila Winkel. Jüdinnen wurden gesondert gekennzeichnet. Ausländerinnen galten in der Regel als „Politische“, Sinti und Roma als „Asoziale“.

Winkel und Nummer
Winkel und Nummer
Fotowand mit Bildern ehemaliger Häftlinge des KZ Ravensbrück in der heutigen Mahn- und Gedenkstätte
Fotowand mit Bildern ehemaliger Häftlinge des KZ Ravensbrück in der heutigen Mahn- und Gedenkstätte

Von 1939 bis 1945 durchliefen ca. 123.000 Frauen, Mädchen und Kinder das Frauen-KZ Ravensbrück. In diesen sechs Jahren veränderte sich der Anteil der einzelnen Häftlingsgruppen im Lager ständig.
In der Anfangszeit waren überwiegend Deutsche inhaftiert. Mit Kriegsbeginn wurden zunehmend Frauen aus den überfallenen und besetzten Ländern eingeliefert. Insgesamt bildeten polnische und sowjetische Frauen die größten Gruppen im Ravensbrücker Lager. Bis 1942 waren nur etwa zehn Prozent der Häftlinge in Ravensbrück Jüdinnen.

Heinrich Himmlers Anweisung, die „reichsdeutschen Lager judenfrei zu machen“, führte im Oktober 1942 dazu, dass nahezu alle Jüdinnen nach Auschwitz oder in andere Vernichtungslager deportiert wurden. Erst im Sommer 1944, nach der Einlieferung ungarischer, polnischer und slowakischer Jüdinnen und nach den großen Evakuierungstransporten aus Auschwitz, erhöhte sich die Anzahl der Jüdinnen in Ravensbrück wieder.

Der Reichsführer SS, Heinrich Himmler, besucht das KZ Ravensbrück (Aufnahme aus dem Propaganda-Album der SS)
The "Reichsführer SS", Heinrich Himmler visiting the concentration camp Ravensbrück
(Aufnahme aus dem Propaganda-Album der SS)
Blick über das Gelände der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück
Blick über das Gelände der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück

Ende April 1945 wurden die meisten Häftlinge wegen der heranrückenden Fronten aus dem Lager evakuiert und auf den sogenannten „Todesmarsch“ gezwungen. Die mehr als 2000 zurückgebliebenen, zumeist schwerkranken Häftlinge, wurden am 30. April von der Roten Armee befreit.
Die genaue Anzahl derjenigen, die das Lager nicht überlebten, lässt sich bis heute nicht ermitteln, da es sowohl Entlassungen gab, wie auch Transporte in die zahlreichen Nebenlager der Rüstungsindustrie oder in die großen Vernichtungslager.

Links zu den Gedenkstätten